Werbeplakat von Babylon Dresden mit dem Titel "Pure Lust"

Unverhältnismäßige Lust

Sexualisierte Bilder
Werbeplakat mit Planimetrielinien von Babylon Dresden mit dem Titel "Pure Lust"

Der erste Eindruck dieses Werbeplakates birgt die Assoziationen von Sex und Pornografie. Die abgebildete Frau wirkt wie für Männeraugen gemacht‘ und zeigt sich zu allem bereit‘. Sie ist als einzige Person auf dem Bild zu sehen, das waagerecht in zwei Hälften geteilt werden kann. Im oberen Werbebildabschnitt befindet sich die abgebildete Frau, im unteren die Schriften.

Bei genauerem Betrachten des Bildes ist auffällig, dass die Proportionen des Frauenkörpers nicht realistisch dargestellt sind. Beim Drehen des Bildes in eine senkrechte Position zeigt sich, dass der Kopf im Vergleich zum schmalen Körper sehr groß ist. Dieser nimmt mit den Haaren eine ähnliche Größe ein wie der gesamte Oberkörper. Außerdem scheint sie keine Halspartie zu besitzen. Ihr Gesäß ist der höchste Punkt an ihrem Körper und wirkt unnatürlich weit nach oben gestreckt. Währenddessen ist ihr Rücken so weit durchgedrückt, dass der Po über die Oberschenkel bis hin zu den Knien einen spitzen Winkel bildet. Ihre Beine zeigen ebenfalls Auffälligkeiten, denn ihre Unterschenkel sind fast genauso dünn wie ihre Oberschenkel und wirken, trotz Anspannung, muskellos. Das Fehlen der sichtbaren Muskulatur kann auf Weiblichkeit hinweisen, denn ausgeprägte Muskeln sind ein Zeichen von Männlichkeit. Straffe, schlanke Beine hingegen können bei Frauen als ein Symbol der Sexualität und Kraft gedeutet werden. Bei Betrachtung der Plateau-High-Heels ist kaum vorstellbar, wie sie mit diesen schmalen Beinen auf den hohen Schuhen laufen kann. Vor allem durch ihre Haltung, das Vorbeugen des gesamten Oberkörpers, minimiert sie ihre Persönlichkeit und schwächt ihre Bedeutung selbst ab. Ihre Position stellt eine sexuelle Stellung dar, wodurch sich bereits auf den ersten Blick sexuelle Inhalte ablesen lassen. Sie wird in dieser Position zur Schau gestellt und durch ihre knappe Bekleidung ist eindeutig, dass die junge Frau dafür arbeitet, die sexuellen Begierden der Kund:innen zu erregen. Sie legt den Kopf schief, wodurch Unterwerfung, Unterordnung, Demut und Liebenswürdigkeit symbolisiert wird. Weiterhin hat das Modell blondes, langes Haar, welches künstlich und stark aufgehellt scheint. Blonde Frauen werden meist weniger intelligent und von Männern leichter umwerbbar symbolisiert. Ihre Lackunterwäsche ist schwarz. Damit wird eine besondere, sexuelle Anziehungskraft ausgestrahlt. Lack als Stoff ist nicht alltagstauglich, da dieser keine atmungsaktiven Eigenschaften besitzt. Vielmehr wird er für besondere erotische Augenblicke, als Reizwäsche eingesetzt. Auf dem Bild erscheint die Kombination, welche meist so im Erotikgewerbe getragen wird, mit der Lack-Unterwäsche und den hohen Schuhen im Kontrast zu stehen zu ihrem kindlich, schmalen Körper und der Verspieltheit. Die Werbebranche nutzt dabei Überarbeitungsprogramme, dass auf den ersten Blick erkennbar ist, was dargestellt werden soll. Im Fall des Babylon Dresden wird eindeutig für die dort anwesenden Frauen geworben: Sie werden als Produkt inszeniert.

Autor:in: A. Möckel