Betrachtet man den Hintergrund des Bildes, fällt auf, dass es sich um einen geschlossenen Raum handelt, an dessen Wänden sich durchgehend sogenannte Schaltschränke befinden. Zudem sind nachträglich zwei Bilder eingefügt worden, sodass man den Eindruck gewinnt, aus Fenstern heraus die Stadt Dresden zu sehen. Im Vordergrund steht ein großer Schreibtisch mit zwei Computerbildschirmen, einem elektronischen Tablet sowie zwei Schnurtelefonstationen. Mit dem Rücken dazu ist eine junge Frau zu sehen, die in beiden Händen die Hörer der Schnurtelefone hält und direkt in die Kamera lächelt. Sie hat ihre langen, blonden Haare zu einem Zopf gebunden, der seitlich über ihre rechte Schulter fällt, und trägt ein weißes T-Shirt auf dem, wie auch auf den Computerbildschirmen, der Firmenschriftzug der Werbenden zu lesen ist.
Wird die Werbung mit einem interpretativen Blick angesehen, werden direkte und indirekte Botschaften, welche an die Betrachter:innen gerichtet sind, deutlich. Die Szene wurde in der Alten Schaltwarte Dresden im Kraftwerk Mitte fotografiert. Sie bot zu damaligen Betriebszeiten eine Stromversorgung für das halbe Stadtgebiet Dresdens. In diesem Fall soll sie das Büro, beziehungsweise die zentrale Anlaufstelle einer Firma, symbolisieren. Es wird vermittelt, dass von dort aus alle Prozesssteuerungen vorgenommen werden. Das Vorhandensein von veralteter Technik, wie den Schnurtelefonen, und gleichzeitig moderner Technik, wie den Computerbildschirmen und dem Tablet, wirft dabei Fragen auf. Weiterhin wird, wie gut zu sehen ist, in Form von Bildern oder einer Karte die Stadt Dresden gezeigt. Das lässt auf eine hohe regionale Verbundenheitschließen. Betrachtet man letztendlich die dargestellte junge Frau genauer, fällt auf, dass sie in ihrer Aufmachung an eine Vorzimmerdame aus den 1960erJahren erinnert. Damals wurde der Beruf der Sekretär:innen hauptsächlich mit dem weiblichen Geschlecht verbunden.. Einer Sekretärin werden Eigenschaften, wie Belastbarkeit, Engagement, Zuverlässigkeit und Freundlichkeit zugeschrieben.
Durch die Inszenierung einer Sekretärin und die häufige Anbringung des Firmenschriftzuges, wird den Betrachter:innen eine Professionalität seitens des Unternehmens sowie Freude am Beruf vermittelt. In Hinblick auf stereotypisierte Geschlechterrollen ist allerdings zu kritisieren, dass eine Vorstellung der Frau aus den 1960er Jahren aufgriffen wurde. Die junge, hübsche Frau mit langem, blondem Haar im Zusammenhang mit einer Bürotätigkeit weist wenig von dem Wandel der Geschlechterrollen in der heutigen Zeit auf.
Autor:in: M. Zschage