Das Plakat vermittelt Eindrücke von Freundschaft, Freude, Gemeinsamkeit, Gelassenheit und Lockerheit. Besonders auffällig ist die Teilung des Fotos in zwei Hälften, was durch die farbige Beleuchtung des Raumes erzielt wird. Dadurch werden auch die zentral dargestellten Personen deutlich voneinander unterschieden, die einerseits eine Einheit bilden, andererseits aber auch in zwei unterschiedlichen Bildbereichen sitzen. Zu sehen ist ein Raum, dessen linke Hälfte mit pinkem Neonlicht bestrahlt wird, während die rechte Seite mit grünem Licht gestaltet ist. Der Boden des Raumes ist mit Wasser bedeckt, auf dem Schaum und einige Gegenstände treiben. Im Zentrum schwimmt mit leichter Neigung eine ausgelaufene Waschmaschine, auf der eine hellhäutige Frau und ein dunkelhäutiger Mann sitzen, beide vermutlich in ihren Zwanzigern. Der Mann hält ein Paddel in seinen Händen.
Beide abgebildete Personen wirken trotz der Überschwemmungssituation unbesorgt und lächeln den Zuschauer:innen entgegen. Die Bildhälfte, in welcher sich die Frau befindet, ist durch die pinke Beleuchtung stark weiblich codiert, während das grüne Licht auf der Seite des Mannes eine kühlere, als männlicher codierende Farbe aufweist. Beide Models sind schlank und entsprechen den aktuell herrschenden gesellschaftlichen Erwartungen: Sie hat lange Haare und eine durch Make-up betonte Augenpartie und Lippen sind. Er hat kurze Haare und leichten Bartwuchs. Die Kleidung der beiden Modells ähneln einander, denn beide tragen einen dicken Pullover, dreiviertellange Hosen und weiße Sportschuhe. Der Pullover der Frau ist grün und damit im Gegensatz zu der Raumbeleuchtung nicht mit einer als weiblich codierten Farbe in Verbindung zu setzen. Doch er ist auch detailreicher als der Pullover des Mannes, da er eine Bauchtasche, eine Kapuze und entsprechende Kapuzenbändchen hat, anders als der sehr schlichte, freundlich gelbe Pullover des männlichen Models. Seine ist an den Beinenden leicht zerknittert und wirkt dadurch gebrauchter. Sein Lächeln ist offener und er scheint aktiver auf das Publikum zu schauen als die Frau. Der Eindruck verstärkt sich dadurch, dass er ein Paddel hält, welches er womöglich zur Fortbewegung in dem Wasser benutzt hat. Dadurch wird ihm zumindest eine teilweise Kontrolle über die Situation erlaubt. Das Kontrollieren der Umwelt ist eine Männern zugeordnete Eigenschaft und der Verlust dieser Kontrolle wird oft mit dem Verlust der Männlichkeit gleichgesetzt. Die Frau bewegt verspielt ihre Beine, macht darüber hinaus aber einen passiven Eindruck. Obwohl beide nicht direkt miteinander interagieren, berühren sich ihre Rücken, was auf ein Vertrauensverhältnis schließen lässt und persönliche Verbindung nahelegt.
Der Werbetext macht deutlich, dass es sich um die Anzeige eines Versicherungsunternehmens handelt. Es wird angegeben, dass sich der entsprechende Angestellte der Versicherung, dem beide Models vermutlich vertrauen, um die Sache kümmern wird. In diesem Kontext wird daher klar, dass sich beide Personen darum keine Sorgen um die Situation machen müssen. Da das Ziel einer Werbeanzeige in der Regel die Assoziation mit positiven Emotionen ist, wird auch die Überschwemmung stilistisch übertrieben inszeniert und soll keinen Grund zur Beunruhigung bieten. Beide Models sind angesichts des Unglücks sorglos und wirken abwartend, denn sie haben die Sicherheit, dass sich die Situation mit ihren negativen Auswirkungen einfach lösen lässt. Dennoch zeigt sich am Verhalten des Mannes mehr Aktivität als an der Frau, da er noch zu versuchen scheint, aus eigenem Antrieb etwas zu bewirken. Damit wird die Frau lediglich zu einer dekorativen Emotionsträgerin, während dem Mann eine angedeutete Aufgabe zugewiesen wird und er nicht komplett die Kontrolle über seine Umwelt verloren hat. Beide sitzen im selben Boot, werden ähnlich und doch unterschiedlich charakterisiert und verkörpern eine jugendliche Sorglosigkeit im Angesicht einer offensichtlich stark künstlich stilisierten Notsituation.
Autor:in: S. Schulze