Werbeplakat von Mercedes Benz mit dem Titel "Die neue C-Klasse".

Exotische Extravaganz als Statussymbol

Technik
Werbeplakat von Mercedes Benz mit dem Titel "Die neue C-Klasse".
Werbeplakat von Mercedes Benz mit Planimetrielinien mit dem Titel "Die neue C-Klasse".

Das Bild weckt Assoziationen wie Extravaganz, Auffälligkeit, Ruhe, Reichtum, Fremdheit und Exotik. Im Vordergrund steht ein männliches Model, das den einzigen Akteur darstellt und fast zentral positioniert ist. Hinter ihm befindet sich ein silbernes Auto, das einen großen Teil der unteren Bildhälfte einnimmt. Der Bildvordergrund wird durch einen künstlichen Horizont, dem oberen Treppenabsatz, von dem Hintergrund getrennt. Ein Teil des Vordergrundes, der Kopf des Models und der Baum, welchen er hält, reichen über diese Horizontlinie hinaus, doch werden durch einen hinter dem Auto platzierten Sichtschutz gut sichtbar vom Hintergrund abgehoben und so deutlich dem Vordergrund zugeordnet.

Zu sehen sind ein Mann und ein Auto, die in einem kleinen Zen-Garten aus geharktem Sand stehen. Im Hintergrund führen breite Treppenstufen zu einem hohen, roten Gebäude mit asiatisch anmutender Fassadenverzierung. Das Modell trägt einen weißen Anzug und darüber einen offenen, rot-weißen Morgenmantel. Er hält ein weißes Tuch in seiner linken und einen Bonsaibaum in seiner rechten Hand. Hinter ihm steht ein silbernes Auto mitten in den Kreisen des Zen-Gartens, darum herum sind einige weiße Vasen und weitere Bonsaibäume zu sehen. Vor den Treppenstufen steht eine weiße Papiersichtschutzwand. Das Bild wird von der Farbe Rot dominiert, die den gesamten Boden und das Gebäude einfärbt. Das Model ist ungefähr 30 Jahre alt und hat durch seine kurzen Haare eine typische Männerfrisur. Seine Gesichtshaut ist völlig glatt. Seine Gesichtszüge sowie der leblose Ausdruck erinnern an griechische Marmorstatuen. Bei seinem Outfit handelt es sich um männliche codierte Kleidungsstücke, die aufgrund ihrer Kombination ungewöhnlich und extravagant wirken. Das helle Weiß der Kleidung steht in starkem Kontrast zu den dunklen Rottönen seines Morgenmantels. Seine Haltung entspricht durch den auf einen Stein gestellten Fuß einem Ausdruck von männlicher Dominanz, doch er trägt den Baum und das Tuch wie ein Kellner. Dadurch verkörpert der Mann sowohl die Rolle eines Besitzers als auch die eines Dieners. Obwohl er den Zuschauer:innen entgegenblickt, lässt sein emotionsloser Blick keine erkennbare Interaktion zu. Auf diese Art gleicht das Modell einem leblosen Dekorationsobjekt, das man wie eine Statue zur Gestaltung in den Garten gestellt hat. Es ist nicht erkennbar, ob er der Besitzer des Wagens ist, oder ob er und das Auto als Deko in diesen Garten gestellt wurden. Das Bild vermittelt durch die Kleidung des Mannes, den Zen-Garten und das Gebäude einen Eindruck von Asien und wirkt durch die auffällige Farbe exotisch. Der Zen-Garten kann als ein Symbol der Ruhe und Gelassenheit interpretiert werden. Durch den starken Kontrast zu dem intensiven Rotton entsteht jedoch ein starker Kontrast, der das Bild lebendig wirken lässt.

Durch den Werbetext wird klar, dass es sich um eine Reklame für eine neue Modellreihe der Mittelklasse eines prestigeträchtigen Autoherstellers handelt. Der Besitz von Fahrzeugen dieses Herstellers wird oft als Statussymbol verstanden und darauf zielt die Werbung eindeutig ab. Obwohl es sich nicht um ein Oberklasse-Modell handelt, wird durch die Kombination aus auffälligen Farben und einer künstlichen Konstellation der Eindruck großer Extravaganz erzielt. Die Szene zeigt einen sehr speziellen Geschmack, und dieser bedeutet in der Regel, dass man sich von anderen abhebt und auch die finanziellen Mittel hat, sich diesen leisten zu können. So lässt sich die gezeigte Extravaganz mit Individualität und besonderer Exotik in Verbindung bringen, die wiederum schon für sich Statussymbole darstellen. Das männliche Model wird zu einer Dekoration stilisiert, durch welche die Extravaganz und auch der vermeintliche Reichtum des Besitzers oder der Besitzerin in besonderem Maße hervorgehoben werden. Den potenziellen Kund:innen soll so illustriert werden, dass es sich bei dem Fahrzeug um etwas Besonderes handelt und sie sich von anderen Menschen durch einen ganz speziellen Geschmack abheben können.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat von Mercedes Benz mit dem Titel "Das ist für eine neue Generation."

Grazile Eleganz als Verkaufsargument

Technik
Werbeplakat von Mercedes Benz mit dem Titel "Das ist für eine neue Generation."
Werbeplakat von Mercedes Benz mit Planimetrielinien mit dem Titel "Das ist für eine neue Generation."

Mit dem Bild lassen sich spontan Eleganz, Grazie, Schönheit, Leichtigkeit und Traum assoziieren. Im Vordergrund ist eine junge Frau mit asiatischem Aussehen abgebildet, etwas weiter im Hintergrund steht ein Personenkraftwagen. Beide Bildinhalte nehmen jeweils ihren ganz eigenen Ausschnitt des Fotos ein, doch der ausgestreckte Arm der Frau lässt sich mit dem Auto verbinden, sodass beides zusammen eine eigene Performance ergibt. Auf dem Foto zu sehen ist eine ungefähr 20- bis 30-jährige, asiatisch aussehende Frau, die in einer halb liegenden Position einen Arm leicht von sich streckt und ihren Zeigefinger nach oben richtet. Sie trägt ein beerenrotes Kleid, ihr Oberkörper ist den Zuschauer:innen zugewandt, doch ihr Gesicht ist nur im Profil zu sehen. Sie trägt einen Ohrring und hat die Haare streng zurückgebunden. Hinter ihr lässt sich die glatte, spiegelnde Fläche eines Salzsees erkennen, auf der ein Auto steht. Die Fahrtrichtung des Autos ist direkt der Frau zugewandt. Der Salzsee spiegelt den Himmel, der sich in sanften Rosa- und Blautönen zeigt.

Aufgrund der Perspektive der Aufnahme wirkt es so, als würde die Frau das Auto mit Leichtigkeit auf ihrem Finger balancieren. Sie selbst ist sehr feminin dargestellt. Ihr schlanker Körper trägt ein elegantes Kleid, welches eher zu einem abendlichen Empfang oder einem Geschäftsessen als zu einem Ausflug an einen Salzsee passt. Der sichtbare Teil ihres Beines ist glattrasiert und ebenmäßig, ebenso wie ihr makelloses Gesicht und ihre Halsregion. Ein graziler Ohrring dient als einziges Schmuckstück, ihre Hände und Nägel wirken sehr gepflegt und zart. In dem fein geschnittenen Gesicht sind durch Make-up die Wangen, Lippen und Augen betont. Ihre Haare sind streng zurückgebunden und machen so einen sehr ordentlichen Eindruck. Durch all diese Eigenschaften wird ein idealisiertes Bild von eleganter Weiblichkeit erzeugt. Dazu trägt auch die Geste mit dem leicht gestreckten Arm und den fast spielerisch bewegten Fingern bei. Ihr desinteressiert wirkender Blick geht ins Leere, scheint sich in der Aufnahmeperspektive aber auf das Auto zu richten. Obwohl sie posiert, greift sie nicht tatsächlich in ihre Umwelt ein oder vollbringt etwas, was sie passiv erscheinen lässt. Gleichzeitig wird durch die Perspektive der Eindruck erzeugt, dass sie tatsächlich einer Handlung nachgeht, nämlich dem Spiel mit dem Auto. Ihre Gesamtdarstellung schwankt zwischen einem passiv posierenden Dekorationsobjekt und einer aktiv manipulierenden übermenschlichen Gestalt, abhängig davon, wie man auf die Perspektive achtet. Zwischen ihr und dem Auto lässt sich abgesehen von der Konstellation kein sichtbarer Zusammenhang herstellen und es ist nicht klar, ob sie die Besitzerin oder möglicherweise die Verkäuferin verkörpern soll. Durch die farbliche Gestaltung des Bildes werden sowohl eine weibliche als auch eine männliche Codierung erzeugt und es erfolgt kein gezieltes Ansprechen einer einzelnen Geschlechtsgruppe.

Der Werbetext weist darauf hin, dass es sich um ein neues Automodell des Herstellers handelt und dieses an eine neue Generation gerichtet ist. Das Model stellt diese dar und verkörpert gleichzeitig durch ihr Aussehen eine besondere Eleganz und eine gewisse Exotik, mit der dadurch auch das Fahrzeug verbunden werden soll. Durch die besondere Kulisse und Farbgebung erhält das Plakat ein träumerisches Aussehen und die Frau eine Doppelrolle als passive, dekorierende Illustration und mythischer Symbolisierung einer fiktiven, schönen Gottheit.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat der LVM Versicherungen mit dem Slogan "Darum kümmert sich mein Vertrauensmann!"

Gelassenheit in der Not

Technik
Werbeplakat der LVM Versicherungen mit dem Slogan "Darum kümmert sich mein Vertrauensmann!"
Werbeplakat der LVM Versicherungen mit Planimetrielinien mit dem Slogan "Darum kümmert sich mein Vertrauensmann!"

Das Plakat vermittelt Eindrücke von Freundschaft, Freude, Gemeinsamkeit, Gelassenheit und Lockerheit. Besonders auffällig ist die Teilung des Fotos in zwei Hälften, was durch die farbige Beleuchtung des Raumes erzielt wird. Dadurch werden auch die zentral dargestellten Personen deutlich voneinander unterschieden, die einerseits eine Einheit bilden, andererseits aber auch in zwei unterschiedlichen Bildbereichen sitzen. Zu sehen ist ein Raum, dessen linke Hälfte mit pinkem Neonlicht bestrahlt wird, während die rechte Seite mit grünem Licht gestaltet ist. Der Boden des Raumes ist mit Wasser bedeckt, auf dem Schaum und einige Gegenstände treiben. Im Zentrum schwimmt mit leichter Neigung eine ausgelaufene Waschmaschine, auf der eine hellhäutige Frau und ein dunkelhäutiger Mann sitzen, beide vermutlich in ihren Zwanzigern. Der Mann hält ein Paddel in seinen Händen.

Beide abgebildete Personen wirken trotz der Überschwemmungssituation unbesorgt und lächeln den Zuschauer:innen entgegen. Die Bildhälfte, in welcher sich die Frau befindet, ist durch die pinke Beleuchtung stark weiblich codiert, während das grüne Licht auf der Seite des Mannes eine kühlere, als männlicher codierende Farbe aufweist. Beide Models sind schlank und entsprechen den aktuell herrschenden gesellschaftlichen Erwartungen: Sie hat lange Haare und eine durch Make-up betonte Augenpartie und Lippen sind. Er hat kurze Haare und leichten Bartwuchs. Die Kleidung der beiden Modells ähneln einander, denn beide tragen einen dicken Pullover, dreiviertellange Hosen und weiße Sportschuhe. Der Pullover der Frau ist grün und damit im Gegensatz zu der Raumbeleuchtung nicht mit einer als weiblich codierten Farbe in Verbindung zu setzen. Doch er ist auch detailreicher als der Pullover des Mannes, da er eine Bauchtasche, eine Kapuze und entsprechende Kapuzenbändchen hat, anders als der sehr schlichte, freundlich gelbe Pullover des männlichen Models. Seine ist an den Beinenden leicht zerknittert und wirkt dadurch gebrauchter.  Sein Lächeln ist offener und er scheint aktiver auf das Publikum zu schauen als die Frau. Der Eindruck verstärkt sich dadurch, dass er ein Paddel hält, welches er womöglich zur Fortbewegung in dem Wasser benutzt hat. Dadurch wird ihm zumindest eine teilweise Kontrolle über die Situation erlaubt. Das Kontrollieren der Umwelt ist eine Männern zugeordnete Eigenschaft und der Verlust dieser Kontrolle wird oft mit dem Verlust der Männlichkeit gleichgesetzt. Die Frau bewegt verspielt ihre Beine, macht darüber hinaus aber einen passiven Eindruck. Obwohl beide nicht direkt miteinander interagieren, berühren sich ihre Rücken, was auf ein Vertrauensverhältnis schließen lässt und persönliche Verbindung nahelegt.

Der Werbetext macht deutlich, dass es sich um die Anzeige eines Versicherungsunternehmens handelt. Es wird angegeben, dass sich der entsprechende Angestellte der Versicherung, dem beide Models vermutlich vertrauen, um die Sache kümmern wird. In diesem Kontext wird daher klar, dass sich beide Personen darum keine Sorgen um die Situation machen müssen. Da das Ziel einer Werbeanzeige in der Regel die Assoziation mit positiven Emotionen ist, wird auch die Überschwemmung stilistisch übertrieben inszeniert und soll keinen Grund zur Beunruhigung bieten. Beide Models sind angesichts des Unglücks sorglos und wirken abwartend, denn sie haben die Sicherheit, dass sich die Situation mit ihren negativen Auswirkungen einfach lösen lässt. Dennoch zeigt sich am Verhalten des Mannes mehr Aktivität als an der Frau, da er noch zu versuchen scheint, aus eigenem Antrieb etwas zu bewirken. Damit wird die Frau lediglich zu einer dekorativen Emotionsträgerin, während dem Mann eine angedeutete Aufgabe zugewiesen wird und er nicht komplett die Kontrolle über seine Umwelt verloren hat. Beide sitzen im selben Boot, werden ähnlich und doch unterschiedlich charakterisiert und verkörpern eine jugendliche Sorglosigkeit im Angesicht einer offensichtlich stark künstlich stilisierten Notsituation.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat des ADAC mit dem Titel "Mit dem ADAC sicher in den Urlaub auch in Corona-Zeiten."

Wohlbefinden durch Zusammenhalt

Technik
Werbeplakat des ADAC mit dem Titel "Mit dem ADAC sicher in den Urlaub auch in Corona-Zeiten."
Werbeplakat des ADAC mit Planimetrielinien mit dem Titel "Mit dem ADAC sicher in den Urlaub auch in Corona-Zeiten."

Zu dem Bild lassen sich spontane Assoziationen wie Urlaub, Gemeinsamkeit, Freude und Geborgenheit finden. Im Fokus stehen ein Mann und eine Frau, die gemeinsam eine Straße entlanglaufen und durch ihre Nähe zueinander wie ein einziges Bildelement wirken. Ein weiterer interessanter Bildinhalt ist der Autotransporter, der im Hintergrund auf der Straße steht und scheinbar keinen Zusammenhang mit den zwei Personen aufweist.

Die dargestellte Szene findet in einer toskanisch kodierten Landschaft bei schönem Wetter statt. Zwei ungefähr 30 Jahre alte Models gehen eine Straße entlang, die bis auf den LKW im Hintergrund leer ist. Die Seiten sind von grüner Wiese und Zypressen gesäumt, im fernen Hintergrund ist schwach ein Meer oder See zu erkennen. Besonders die Interaktion zwischen den beiden Menschen steht im Zentrum der Abbildung. Da es sich um einen Mann und eine Frau ungefähr gleichen Alters handelt, die engen Körperkontakt zueinander halten, kann man davon ausgehen, dass eine Paarbeziehung inszeniert werden soll. Die Kleidungsfarbe beider Personen ist männlich codiert, doch der Stil der Kleidung unterscheidet sich voneinander. Die Frau trägt kurze Hosen, welche die glatten Beine betonen. Ihr Oberteil ist locker in die Hose gesteckt und wirkt dadurch verspielt und lässig. Zudem trägt sie einen Gürtel, der durch seinen geflochtenen Stil weiblich wirkt und scheinbar nur als Zierde dient. Die Kleidung des Mannes wirkt schlichter und unkomplizierter. Bis auf eine Armbanduhr sind keine Verzierungen zu erkennen, seine Beine werden nicht betont und er trägt sein T-Shirt ohne Besonderheiten.

Das weibliche Modell stellt den idealisierten weiblichen Part einer Beziehung dar: Sie ist jung, schlank, trägt die langen Haare zu einem lässigen Knoten gebunden und ihr freundliches Lächeln gilt ganz ihrem Partner. Obwohl sie fast genauso groß ist wie er, wirkt das männliche Modell in einer überlegenen Position. Sein rechter Arm ist um ihre Schultern geschlungen und er scheint sie sanft vorwärts zu schieben oder von dem Hintergrund abzugrenzen. Seine Schritte sind ausgreifender und er strebt sichtlich stärker nach vorn. Auch sein Blick gilt nicht der Partnerin, sondern ist in die Ferne vor ihm gerichtet, wodurch ein Eindruck von Zielstrebigkeit erzeugt wird. Durch seine Haltung und Armposition scheint es so, als habe er die Umgebung und auch seine Begleiterin unter Kontrolle, während es ihr überlassen bleibt, ihn dafür zu bewundern. Das Lächeln beider Personen zeigt deutlich, dass sie mit dieser Situation sehr zufrieden sind.

Durch den Werbetext wird ein Bezug zu dem Autotransporter im Hintergrund hergestellt. Es wird aber auch der Kontext deutlich, in welchem die Abbildung verortet ist. Es werden Versicherungen beworben, die dafür sorgen sollen, dass die Kund:innen unbeschwert ihren Urlaub genießen können. Illustriert wird das durch die gut erkennbare Urlaubslandschaft, die idealisiert sauber, leer und mit schönem Wetter inszeniert wird. Der Text spricht auch die Pandemiesituation an und drückt aus, dass diese aufgrund einer entsprechenden Versicherung kein Grund zur Sorge ist. Diese Sorglosigkeit wird durch das Paar illustriert. Beide können unbesorgt und unbeschwert ihre Freizeit genießen; es scheint, als wäre der Mann sogar regelrecht stolz auf sich und habe alle Dinge im Griff. Dazu gehören die potenzielle Versicherung, der Weg vor sich und der Weg hinter sich, von dem er die Frau durch seine Umarmung abschirmt.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat von Bauhaus mit dem Titel "Jetzt Gartenverkauf für ALLE Kunden geöffnet!"

Angeberei und Ausgelassenheit im Sommer

Technik
Werbeplakat von Bauhaus mit dem Titel "Jetzt Gartenverkauf für ALLE Kunden geöffnet!"
Werbeplakat von Bauhaus mit Planimetrielinien mit dem Titel "Jetzt Gartenverkauf für ALLE Kunden geöffnet!"

Mit dem Plakat lassen sich Eindrücke von Spaß, Vergnügen, Tanz und Bewegung, Sommer, Leichtigkeit und Losgelöstheit verbinden. Es besteht aus zwei verschiedenen Bildern, die nebeneinander abgedruckt sind. Auf beiden Fotos steht jeweils eine Person fast zentral im Fokus der Aufmerksamkeit. Alle Models sind schätzungsweise zwischen 20 und 30 Jahren alt. Der Mann trägt nur eine Badehose und surft auf seinem Surfboard durch einen Swimmingpool mit aufgewirbeltem Wasser. Er ist sportlich und muskulös gebaut. Im Hintergrund steht eine schlanke Frau in einem Sommerkleid, filmt ihn mit ihrem Smartphone und scheint ihn anzufeuern. Auf dem rechten Bild tanzt eine Frau mit etwas kräftiger Figur vor einem Grill. Sie trägt Kopfhörer um den Hals, ein Hawaii-Hemd und hat die Augen geschlossen, während sie mit einer Hand den Grill bedient.

Beide Fotos vermitteln die Idealvorstellung eines Urlaubsgefühls. Die Frau auf dem linken Bild hat hauptsächlich die Rolle eines Cheerleaders inne, die den Sportler anfeuert. In ihrer Darstellung entspricht sie der typischen Charakterisierung weiblicher Werbemodels, mit langen Haaren, gut sichtbaren glatten Beinen und der Selbstberührung durch ihre eigene Hand am Gesicht. Obwohl sie begeistert zu sein scheint, bleibt ihre Pose noch feminin zurückhaltend.

Der Surfer im Vordergrund hingegen präsentiert sich ganz der Kamera. Sein aktives, sportliches Verhalten und der athletische Körperbau entsprechen idealisierten männlichen Werten. Seine Beine sind unrasiert, wodurch sich vor allem im Vergleich zu der Frau im Hintergrund ein Kontrast im Schönheitsideal für Männer und Frauen zeigt. Er hat kurze Haare. Seine Badehose und das Surfbrett entsprechen Farben, die männlich codiert sind. Dadurch, dass sein halbnackter Körper direkt dem Publikum präsentiert wird, erfährt er eine Objektifizierung. Da er durch seinen herausfordernden, angeberischen Blick direkt mit dem Publikum interagiert, ist er jedoch nicht passiv, sondern sich der Aufmerksamkeit bewusst und scheint diese sogar zu erwünschen.

Im Gegensatz dazu verhält es sich bei der Frau auf dem rechten Bild. Sie scheint sich des Werbepublikums überhaupt nicht bewusst zu sein. Ihr Gesicht blickt in Richtung des Surfers, obwohl sich beide nicht im selben Umfeld befinden. Sie konzentriert sich ganz auf sich selbst und die vermeintliche Musik, die aus ihren Kopfhörern kommt. In dieser Pose ließe sie sich in einem Club oder auf einer Party am Mischpult verorten.

Abgesehen von den langen Haaren und den feinen Gesichtszügen entspricht sie nicht den typisch weiblichen Darstellungsweisen. Die Farbe ihrer Kleidung ist männlich codiert, was allerdings durch die Blüten etwas neutralisiert wird. Ihre lässige Frisur lässt darauf schließen, dass sie keinen Wert auf ihr Aussehen gelegt hat. Sie scheint im Hier und Jetzt für sich zu leben – anders als dem Surfer, dem die Bestätigung von Außenstehenden wichtig ist. Bei der Tätigkeit am Grill handelt es sich um eine oft als maskulin inszenierte Aufgabe, die hier aber von einem weiblichen Modellausgeführt wird, welche dafür nicht auffällig feminin inszeniert ist. Während der Mann im linken Bild das Wasser aufwirbelt, steigt auf der rechten Seite noch nicht einmal Rauch auf und die Situation wirkt sauber und stellt viel weniger Action zur Schau.

Der Werbetext weist auf die Öffnung des Gartenverkaufes für alle Kund:innen hin und deutet verschiedene Einkaufsmöglichkeiten an. Die möglichen Angebote werden durch die Fotos illustriert und gleichzeitig wird die Freude an dem eigenen Garten in den Vordergrund gerückt. Die Personen beider Bilder scheinen in ihrer Handlung besser in andere Situationen zu passen: Die anfeuernde Frau zu einer Sportveranstaltung, der surfende Mann ans Meer und die grillende Frau auf eine Party an das Mischpult. Damit wird die Vielfalt der eigenen Gartengestaltung repräsentiert. Der aktivste Part bleibt dem männlichen Model vorbehalten, die Frau im Hintergrund dient nur zu seinem Ansporn. Auf der rechten Seite wird eine Frau dargestellt, die kaum den typischen Werbedarstellungen von Weiblichkeit entspricht und unbeschwerte Lockerheit verbildlicht. Zwar wird der Mann geschlechtsspezifisch als jugendlicher Angeber inszeniert, doch die andere Plakathälfte zeigt ein Bild, das sich von klischeehaften Darstellungsweisen zu einem großen Teil löst.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat von Bauhaus mit dem Titel "Zuhause fühlen wie noch nie!"

Im Garten zwischen Modenschau und Spöttelei

Technik
Werbeplakat von Bauhaus mit dem Titel "Zuhause fühlen wie noch nie!"
Werbeplakat von Bauhaus mit Planimetrielinien mit dem Titel "Zuhause fühlen wie noch nie!"

Das Plakat lässt sich mit Gedanken an Freude, Spaß, Albernheit, Sommer und Natur in Verbindung bringen. Es setzt sich aus zwei Teilbildern zusammen. In jedem der beiden Bilder steht jeweils das Model im Mittelpunkt. Auf dem linken Bild ist eine junge Frau zu sehen, die vor in Töpfen eingepflanzten Zypressen posiert und sich dabei selbst fotografiert. Ihr helles, gelbes Oberteil hebt sich von den dunklen Bäumen ab und die Farbe findet sich in einer Blüte wieder, die nah vor der Linse der Werbekamera herabhängt und dadurch aussieht, als gehöre sie zu der Kleidung der Frau. Auf der rechten Seite steht ein Mann mittleren Alters in einem grünen, gepflegten Garten, dert zwei Gartenschläuche in seinen Händen hält. Er trägt ein schmutzig wirkendes Hemd und schaut den Zuschauer:innen entgegen, während er das Gesicht zu einer amüsierten Grimasse verzieht.

Vor allem das weibliche Modell wirkt vor den hohen Topfpflanzen und hinter der riesig erscheinenden Blüte so, als sei sie einem Märchen entsprungen. Zu dieser feenhaften Szenerie gehört auch ihre Darstellung in Anlehnung an klassische weibliche Schönheitsideale. Sie ist jung, schlank und ihre Haut ist ebenmäßig und glatt. Ihre langen Haare sind zu einem Zopf geflochten, ihre Kleidung wirkt durch die Verzierungen verspielt und jugendlich. Ihre in die Hüfte gestemmte Hand entspricht einer Selbstberührung, wie sie bei der Darstellung weiblicher Models in Werbungen häufig genutzt wird. Die Blume lässt ihr Outfit wie ein Kleid aussehen Ihr Aussehen ist der zentrale Bildinhalt, den sie auch selbst mit ihrem Handy festhält. Ihre Kleidung ist völlig sauber und macht nicht den Eindruck, als hätte sie Gartenarbeit ausgeführt oder würde dies planen.

Davon unterscheidet sich das Modell auf der rechten Bildseite. Sein Hemd ist leicht geknittert und hat schwach erkennbare Schmutzflecken, die darauf hinweisen, dass er im Garten schon seit einiger Zeit beschäftigt ist. Der Strohhut wirkt nicht ganz ernstgemeint, bietet aber gleichzeitig einen praktischen Sonnenschutz. Ebenso praktisch ist der Gürtel, den er an seiner Hose trägt und der Halterungen für die Schläuche bietet. Der Mann ist nicht mit seinem Smartphone und seinem Aussehen beschäftigt, sondern kümmert sich offensichtlich um den Garten, hat dabei aber auch sehr viel Spaß. Er scheint sich selbst nicht ernst zu nehmen, wie sich nicht nur an dem Hut, sondern auch an seiner herausfordernden Grimasse zeigt. Obwohl das mittlere Alter von Männern häufig mit Erfahrung und Professionalität verknüpft wird, zeigt er sich jugendlich verspielt. Seine schlanke Figur und die breiten Arme lassen darauf schließen, dass er körperlich aktiv ist. Dadurch verkörpert er auch die gesellschaftlich relevante Zuschreibung männlicher Stärke. Seine Kleidung ist farblich ebenfalls maskulin codiert. Seine kurzen Haare und Bartstoppeln entsprechen typischen Darstellungsmustern des männlichen Geschlechts.

Die Gartenschläuche verwendet er spielerisch als Waffenersatz und droht scherzhaft den Zuschauer:innen. Es wirkt, als wolle er diese herausfordern. Diese Darstellung als immer bereit für den körperlichen Wettkampf ist ebenfalls ein Muster der Inszenierung von Männlichkeit.

Der Werbetext auf dem Plakat deutet darauf hin, dass es sich bei den gezeigten Gärten um das eigene Zuhause handelt, in welchem sich die Bewohner:innen besonders wohl fühlen. Beide Szenen auf den Bildern finden in einem solchen Garten statt, doch sie stehen in starkem Kontrast zueinander. Das weibliche Modell legt ganz nach weiblichem Klischee viel Wert auf ihr Aussehen und nutzt den Garten als Hintergrund für ihre Selbstdarstellung, bei welcher sie ihre modisch wirkende Kleidung zur Schau stellt. Ihre Rolle ist die eines Dekorationsobjektes, zu dem sie sich auch selbst macht. Das männliche Modell hingegen führt offensichtlich Gartenarbeiten aus, doch er nimmt sich dabei nicht ernst. Seine Charakterisierung schwankt zwischen Männlichkeit und jungenhafter, provokanter Verspieltheit. Obwohl er körperlich aktive Arbeit ausführt, scheint er noch eine weitere Herausforderung zu suchen.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat von Grover mit dem Titel "Stolzer Mieter eines Laptops."

Lässige Verbindung von Produktivität und Bequemlichkeit

Technik
Werbeplakat von Grover mit dem Titel "Stolzer Mieter eines Laptops."
Werbeplakat von Grover mit Planimetrielinien mit dem Titel "Stolzer Mieter eines Laptops."

Das Plakat lässt sich mit Bequemlichkeit, Konzentration, Nachdenklichkeit und Entspannung assoziieren. Zu sehen ist ein Mann mit dunkler Haut, ungefähr 20 bis 30 Jahre alt, der auf einem Bett sitzt. Er trägt ein lachsfarbenes Hemd über einem weißen T-Shirt und eine blaue Boxershorts, neben ihm steht ein Tablett mit einer Tasse und einem geöffneten Pizzakarton. Auf seinem Schoß hat er einen Laptop, an dem er konzentriert arbeitet.

Die eigentliche Umgebung ist männlich konnotiert, da sie keine Dekorationen aufweist und auch die Kissen- und Bettbezüge in Weiß und Blau gehalten sind. Auch die Unterhose des Mannes ist dunkelblau oder schwarz, allerdings steht sein lachsrosa Hemd durch die Farbe aus der Familie der weiblich codierten Pinktöne im Kontrast dazu. Seine Kleidung wirkt zerknittert. Dies könnte darauf hindeuten, dass für ihn die Faltenfreiheit nicht wichtig ist, da er andere Prioritäten hat.

Allerdings ist sein Bart scheinbar sauber rasiert. Die Beine des Models sind stark behaart und dadurch als eindeutig männlich einzuordnen, denn die Werbedarstellung von Frauen verzichtet auf Körperbehaarung, da diese nicht dem aktuell herrschenden weiblichen Schönheitsideal entspricht. Dafür ist die restliche Haut des Mannes bis auf den Bart glatt und ebenmäßig, wodurch sie fast feminin wirkt. Insbesondere die Haltung seiner Hand am Touchpad des Laptops und die gepflegten Fingernägel passen nicht in die klischeehafte Darstellung von Männlichkeit. Auch die langen, gut sichtbaren Wimpern und der dekorative Ring an seiner rechten Hand verstärken den Eindruck, dass eher ein moderner Mann dargestellt werden soll, der nicht traditionellen hypermaskulinen Merkmalen zu entsprechen hat. Auch die Selbstberührung durch das angewinkelte Bein ist für die Werbedarstellung von Männern eher untypisch. Der weit ausgestreckte Arm hingegen entspricht einer männlich gelesenen Haltung, die Besitzanspruch und Selbstsicherheit ausdrückt. Mit seinem konzentrierten Blick auf den Laptop lassen sich Konzentration und Zielgerichtetheit verbinden. Eigenschaften, die ebenfalls maskulin codiert sind.

Der Werbetext beschreibt die auf dem Bild stattfindende Handlung. Bei dem Mann handelt es sich demnach um jemanden, der eine besondere Idee für die Geschäftswelt hat. Diese muss schriftlich festgehalten werden, was vermutlich durch die Nutzung des Laptops geschieht. Der restliche Werbetext weist darauf hin, dass dieser Laptop und auch weitere Technik sich bei dem werbenden Unternehmen mieten lassen. Das Mieten dieser Technik soll die Kund:innen mit Stolz erfüllen, der mit dem Ideenreichtum des Models gleichgesetzt wird. Für das Werbepublikum ist so eindeutig klar, dass das männliche Modell auf dem Bild zwar bequem im Bett sitzt, aber dabei wichtige, vielleicht auch dringende Tätigkeiten vollbringt. So spielt das Foto mit dem Text auf den Mythos der Selbstverwirklichung an, auf dem vor allem Start-ups aufbauen. Die Wahl eines Models mit dunkler Hautfarbe drückt eine Vielfalt und Internationalität aus, die in jungen Unternehmen oft zur Firmenphilosophie gehört. Das Werbeplakat transportiert einen Kontrast zwischen der bequemen Haltung und Kleidung des jungen Mannes auf den ersten Blick und der produktiven Arbeit an dem Laptop. Das Alter des Models sowie einige weibliche Codierungen verkörpern das Bild eines ‚modernen Menschen‘, der sich teilweise von alten Vorstellungen löst worauf auch der Werbetext mit dem Begriff der Revolution hinweist – und dient der Inszenierung eines idealisierten Bildes von flexibler Arbeit und ungezwungener Bequemlichkeit. Die Zielgruppe der Werbeanzeige sind dementsprechend junge Menschen, die der Wunsch nach einer ausgeglichenen Balance von Leben und Arbeit antreibt, die aber gleichzeitig ein produktives Mitglied der Gesellschaft sein sollen.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat von Little John Bikes mit dem Titel "Ihr neuer Fahrradexperte. Jetzt neu in Dresden-Johannstadt."

Spaß durch Sicherheit und Risiko

Technik
Werbeplakat von Little John Bikes mit dem Titel "Ihr neuer Fahrradexperte. Jetzt neu in Dresden-Johannstadt."
Werbeplakat von Little John Bikes mit Planimetrielinien mit dem Titel "Ihr neuer Fahrradexperte. Jetzt neu in Dresden-Johannstadt."

Durch das Plakat werden Eindrücke von Ausflug, Spaß, Freude, Lockerheit und gutem Wetter erzeugt. Die leichte Unterperspektive bringt mehr Bewegung in das Bild und lässt es dynamischer wirken. Die beiden inszenierten Personen sitzen auf einem Fahrrad. Sie sind in ihrer Konstellation nicht voneinander zu trennen und in eine indirekte Interaktion eingebunden, obwohl sie sich beide nicht aufeinander fokussieren. Das männliche Modell interagiert zusätzlich direkt mit den Zuschauer:innen, indem er ihnen sein Gesicht zuwendet

Der Hintergrund zeigt eine städtische Allee, die zu einem großen Teil von den grünen Ästen eines Baumes überragt wird. Die Blätter vermitteln den Eindruck eines schönen Tages im Sommer oder im Frühling. Beide Personen sind schätzungsweise zwischen 20 und 30 Jahren alt und heben sich durch ihre farbige Kleidung deutlich vom Hintergrund ab. Die Frau trägt Schutzausrüstung in Form von einem Fahrradhelm sowie Handschuhen und schaut lachend nach vorn. Der Mann sitzt hinter ihr auf dem Gepäckträger und lehnt sich mit nach vorn gestreckten Beinen weit nach hinten. Diese Position kann er halten, weil er in seiner ausgestreckten linken Hand einen pinken Luftballon festhält. Beide Personen sind schlank, haben braune Haare und tragen vermutlich Jeans. Ihr jeweiliges Geschlecht wird jedoch durch einzelne Merkmale hervorgehoben. Die Frau hat längere Haare, leicht geschminkte Augen und hell beleuchtete, ebenmäßige Haut. Ihr Oberteil ist durch die blaue Farbe männlich codiert, aber kurz geschnitten und weist Verzierungen an einer Seite auf, die es wiederum als Kleidungsstück für Frauen markieren. Ihr gesamtes Outfit wirkt sportlich und anhand  der Schutzausrüstung so, als habe sie sich auf die Fahrradtour vorbereitet. Im Gegensatz dazu steht die Oberbekleidung des Mannes hinter ihr. Er trägt ein dunkelrotes Hemd, das durch einen leichten Glanzeffekt eher angebracht für eine Feierlichkeit oder ein Firmentreffen wirkt. Davon unterscheiden sich aber seine sportlichen Schuhe und die Sonnenbrille, die Gelassenheit symbolisieren. Durch seine kurzen Haare und die deutlichen Bartstoppeln wird sein Gesicht eindeutig als männlich charakterisiert.

Ein bedeutender Unterschied zwischen den beiden Personen ist die jeweilige Haltung. Der Mann geht durch die Pose mit dem Ballon ein Risiko und die Gefährdung des Straßenverkehrs ein, doch er scheint dabei sehr viel Spaß zu haben, wie sein begeisterter Gesichtsausdruck zeigt. Die Frau hingegen fährt mit beiden Händen am Lenker, sicherer Ausrüstung und gerader Haltung. Da sie dabei lacht, scheint auch sie Spaß an der Situation zu haben. Durch die Perspektive erscheint die Frau im Bild deutlich größer, was den beiden Personen eine spezielle Beziehungsdynamik verleiht. Statt freundschaftlich wirkt es so wie ein geschwisterliches Verhältnis, bei dem die große Schwester eine mütterliche, vernünftige Rolle einnimmt und der Bruder riskant, aber begeistert herumalbert. Die vernünftige Zurückhaltung ist eine Eigenschaft, die vor allem Frauen beigebracht wird. Das überschwängliche Risikoverhalten gilt als männliche Eigenschaft, die zwar sozialisiert ist, aber oft mit der angeblich männlichen Natur entschuldigt wird.

Der Text des Bildes weist auf den Werbetreibenden und seine neue Niederlassung hin, die verschiedenes Fahrradzubehör im Angebot hat. Dass dieses Angebot für Spaß sorgt, wird durch das Bild illustriert. Es wird nicht nur ideales gutes Wetter dargestellt, sondern auch die Begeisterung, die durch den Erwerb der beworbenen Produkte ausgelöst werden kann. Dabei werden

zwei Zielgruppen angesprochen: Personen, die sich an Ordnungsregeln und Sicherheitsvorkehrungen halten und Personen, die das überhaupt nicht tun. Dadurch erreicht der Auftraggeber der Werbung ein breites Zielpublikum. In dem die vernünftige Frau einem risikofreudigen und noch stärker begeisterten Mann gegenüber gestellt wird, reproduziert dieses Werbebild Vorurteile gegenüber gegensätzlichen Verhalten beider Geschlechter.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat von Hansetrans mit dem Titel "Firmen- und Privatumzüge"

Schwere Arbeit dem Profi überlassen

Technik
Werbeplakat von Hansetrans mit dem Titel "Firmen- und Privatumzüge"
Werbeplakat mit Planimetrielinien von Hansetrans mit dem Titel "Firmen- und Privatumzüge"

Auf den ersten Blick vermittelt das Bild Eindrücke von Hilfsbereitschaft, Arbeit, Aufgeräumtheit, Freundlichkeit und Leichtigkeit. Obwohl zwei Personen abgebildet sind, interagieren beide nicht miteinander, sondern mit dem Werbepublikum. Das Bild wird in zwei leicht unterschiedliche Teile gegliedert; im ersten Drittel befinden sich die Frau und einige Einrichtungsgegenstände, die beiden anderen Drittel beinhalten nur den Mann und einen leeren Raum.

Durch seine stehende Position und seine räumliche Anordnung vor der Frau ist der Mann größer und bildet den wichtigsten Bezugspunkt im Bild. Die Kleidung des weiblichen Modells lässt zwar darauf schließen, dass sie eine wichtige Stellung in dem Büro innehat, doch in der Inszenierung auf dem Plakat ist der Mann ihr durch seine Größe übergeordnet. Farblich ist ihre Kleidung vor allem am Oberkörper männlich codiert. Ihre Frisur, ihr Make-up, und ihre schlanke Figur entspricht den aktuell herrschenden gesellschaftlichen Normvorstellungen von Weiblichkeit. Sie, wie auch der Mann, scheinen mittleren Alters zu sein. Dunkle Kleidung wird oft mit Kompetenz gleichgesetzt, einer oft Männern zugerechneten Eigenschaft, die sich hier auf die Frau bezieht. Die blaue Bluse trägt zu diesem maskulin codierten Wert bei. Im Kontrast dazu steht ihre Haltung mit übergeschlagenen Beinen und einer Hand auf dem Oberschenkel.

Obwohl sie telefoniert, drückt diese Sitzposition Passivität aus. Zudem ist die Selbstberührung ein oft verwendetes Stilmittel bei der Darstellung von Frauen in der Werbung. Die neben ihr stehenden Lilien symbolisieren Unschuld und tragen zu dem passiven Eindruck bei. Im Gegensatz zu dieser Untätigkeit steht der Mann mit einem Umzugskarton in den Händen. Seine Arbeitskleidung ist in gedeckten Farben gehalten und drückt so Bodenständigkeit aus. Er trägt den Karton scheinbar mit Leichtigkeit und an seinen Armen sind leichte Muskeln erkennbar. Zu dieser Männern zugerechneten Eigenschaft der Stärke gesellt sich ein freundliches Lächeln, das ebenso wie das der Frau an das Werbepublikum gewandt ist. Die Haltung des Mannes wirkt stabiler als die der Frau und er scheint nur für den Moment des Fotos kurz innegehalten zu haben, während die Frau scheinbar schon länger auf dem Stuhl sitzt.

Der Werbetext weist auf das Umzugsunternehmen hin und drückt mehrfach aus, dass die Kund:innen diese Arbeit verlässlich in die Hände der Arbeiter des Unternehmens legen können. Offensichtlich handelt es sich bei dem Mann auf dem Foto um einen dieser Möbelpacker. Er führt eine körperlich anstrengende Arbeit aus, die bei ihm leicht erscheint. Die Kundin sitzt im Hintergrund und zeigt durch ihre passive Haltung, dass sie sich die schwere Arbeit vollständig abnehmen lässt. Dass zusätzlich auf eine auffällige Blumenvase als Gestaltungsmittel zurückgegriffen wurde, betont ihre Rolle als Frau, die vor allem in dem Kontrast zwischen dem Nichtstun am Telefon und dem Tragen eines vermeintlich schweren Kartons auffällt. Das weibliche Model erfüllt hauptsächlich eine Funktion als Dekoration und trägt insofern zu der Werbeaussage bei, dass durch sie deutlich wird, wie jemand anderes die Arbeit erledigt. Dadurch hat sie jedoch Zeit, ihrer Arbeit weiter nachzugehen. Die eigentlich beworbene körperliche Arbeit wird vom dem männlichen Model ausgeführt.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat von Makita mit dem Titel "1 Akku 1 System 320 Geräte"

Wer die Technik beherrscht, beherrscht das Chaos

Technik
Werbeplakat von Makita mit dem Titel "1 Akku 1 System 320 Geräte"
Werbeplakat von Makita mit Planimetrielinien mit dem Titel "1 Akku 1 System 320 Geräte"

Mit dem Foto lassen sich Sauberkeit, Reinheit, Ordnung und Zufriedenheit assoziieren. Es gibt keine bemerkenswerte planimetrische Konstruktion. Auf dem Plakat ist eine Frau, schätzungsweise über 30 Jahre alt, zu sehen, welche mit einem kabellosen Staubsauger einen fast makellos sauberen Wohnraum reinigt. Eine etwas dunkle Schicht über dem hellen Fliesenboden sowie einige Krümel in der Nähe ihres Standortes stellen den Schmutz dar, den sie mit dem Staubsauger entfernt. Beide Räume, soweit sie auf dem Bild zu sehen sind, wirken sehr hell und leer. Die rote Farbe des Staubsaugers fällt im Vergleich zu der weißen und blauen Umgebung deutlich auf und lenkt den Blick auf diesen.

Auf dem Bild wird eine idealisierte saubere Umgebung repräsentiert. Die Farbwahl ist durch die vorherrschenden Blautöne männlich codiert und der Wohnraum lässt keinen Rückschluss auf das Geschlecht der Menschen, die ihn bewohnen, zu. Die Frau wird dennoch eindeutig als weiblich dargestellt, sowohl durch die Langhaarfrisur, die dank des Ponys jugendlich wirkt, als auch das Make-up, welches die Augen betont. Sie entspricht einem klassischen weiblichen Schönheitsideal mit schlanker Figur und ebenmäßiger Haut. Ihr Oberteil ist zwar ebenfalls blau, aber an den Ärmeln sind Volants angenäht, die spielerisch wirken und sich in dieser Art nicht an für Männern beworbenen Outfits finden. Ihre Schuhe gleichen durch ihren metallischen Silberglanz dem gereinigten Teil des Bodens. Zudem steht die Farbe Silber für hochentwickelte Technik und kann daher als eine Anspielung auf den modernen Staubsauger gedeutet werden. Ihre Haltung wirkt zurückhaltend und zeigt nur eine leicht angedeutete Bewegung ohne Schwung. Obwohl der Blick der Frau auf den Staubsauger gerichtet ist, macht sie keinen konzentrierten Eindruck, sondern scheint nachdenklich und verträumt zu sein. Sie interagiert dadurch nicht mit dem Werbepublikum, sondern ist ganz in ihre eigene Welt vertieft. Ihre linke Hand ist leicht an den Staubsauger gelegt, als würde sie das Gerät streicheln. Derartige Berührungen durch weibliche Models sind in der Werbung häufiger zu beobachten und dienen dazu, das Werbeprodukt als begehrenswerter erscheinen lassen.

Mit dem Foto wird eine Form der Weiblichkeit im Haushalt inszeniert. Das Model erledigt mit dem Reinigen der Wohnung oder des Hauses eine Aufgabe, die gesellschaftlich noch immer vor allem ims Verantwortungsbereich von Frauen angesehen wird. Dabei wird der gezeigte Haushalt als fast klinisch rein dargestellt, mit sehr hellen Farben, wenigen Dekorationen und einem Boden, den man auf den ersten Blick nicht als schmutzig erkennt. Es scheint der Frau große Zufriedenheit zu verschaffen, diesen fast makellosen Haushalt noch sauberer zu machen. Sie scheint ganz in ihre Tätigkeit vertieft zu sein und sie nicht als lästig oder störend zu empfinden. Auf diese Art vermittelt die Werbung, dass die Frau im Haushalt ihre Erfüllung finden kann, indem sie dessen Zustand auf eine real kaum mögliche Art perfektioniert, ohne sich dabei körperliche Anstrengung aussetzen zu müssen. Schließlich kann sie auf das beworbene Produkt zurückgreifen, welches ihre Arbeit erleichtert und sie daher glücklich macht.

Autor:in: S. Schulze