Werbeplakat der Targo Bank mit dem Titel "Für jedes Business das passende Konto"

Weibliche Kreativität am Arbeitsplatz

Banken & Versicherungen
Werbeplakat der Targo Bank mit dem Titel "Für jedes Business das passende Konto"
Werbeplakat der Targo Bank mit Planimetrielinien mit dem Titel "Für jedes Business das passende Konto"

Das Plakat der Targo Bank zeigt eine Frau bei der Ausübung ihrer Erwerbsarbeit. Sie steht über einem Schreibtisch gebeugt. Unter ihren Armen ist eine Farbkarte mit Erdtönen zu sehen und in ihrer linken Hand hält sie einen Stift. Die Frau hat rote, lange, offene Haare, die sie in einem Mittelscheitel trägt. Sie blickt lächelnd von schräg unten direkt in die Kamera. Ihre Kleidung kann als eher praktisch und bequem beschrieben werden, sie trägt eine lange graue Strickjacke und ein weißes schlichtes Shirt. Um ihren Hals hängt eine goldene Kette mit einem Herzchenanhänger. Die Darstellung der Weiblichkeit der Frau geschieht auf diesem Plakat nicht durch eine direkte Sexualisierung ihres äußeren Erscheinungsbildes. Durch die eher schlichte, bequeme Wahl der Kleidung, dem Mittelscheitel und dem lächelnden Blick in die Kamera wird die Frau als liebes ‚Mädchen von Nebenan‘ inszeniert. Außerdem wird sie in einem Beruf aus dem kreativen Bereich gezeigt. Hierfür stehen zum einen die Farbkarte vor ihr und der Stift in ihrer Hand. Die Erdtöne auf der Farbkarte symbolisieren in der Farbenlehre natürliche Schönheit, Ordnung und Bodenständigkeit. Auch dies fügt sich dementsprechend in das Bild des ‚Mädchens von Nebenan‘ ein.

Dennoch zeigt der Text, dass die Frau eigentlich in einer Führungsposition dargestellt wird, denn beworben wird ein Angebot für ‚Selbständige und Freiberufler‘. Das Wort ‚Freiberufler‘ wird außerdem in seiner männlichen Form verwendet. Die Darstellung der Frau in einer Führungsposition wird jedoch von einer zweiten Komponente geschwächt, und zwar von ihrer Körperhaltung. Die schräge rote Linie von unten links nach oben rechts betont die gebückte Körperhaltung, welche die Frau einnimmt. Sie steht also nicht gerade und aufrecht an ihrem Schreibtisch, was der Darstellung einer Führungsposition entsprechen könnte. Die Positionierung des roten Punktes auf ihrem Gesäß betont zusätzlich die gebückte Haltung. Solche Körperhaltungen werden in der Werbung häufig genutzt, um Frauen zu sexualisieren oder in einer untergeordneten Position darzustellen.

Die Inszenierung von Weiblichkeit zeigt sich besonders, wenn man im Vergleich zu diesem Bild das Plakat der Commerzbank ‚Männliche Kreativität und Unternehmergeist‘ betrachtet. Beide Personen werden im gleichen Berufsfeld abgebildet. Der Mann wird in einer sehr technisierten Umgebung mit vielen Statussymbolen gezeigt (Smartphone, Computer, Uhr), während die Frau ihre Tätigkeit unmittelbar mit einem Stift durchführt, was in der digitalisierten Welt, in der wir aktuell leben, doch ein eher untypisches Bild ist. Das Plakat der Targo Bank versucht dementsprechend einerseits ein modernes Bild zu zeichnen, indem eine Frau bei einer beruflichen Tätigkeit gezeigt wird und eine Führungsposition als Selbständige einnimmt. Andererseits wird sie in einem für Frauen typischen kreativen Berufsfeld gezeigt. Ihre Körperhaltung und die Wahl ihrer Kleidung lassen jedoch das Bild einer eher untergeordneten Position entstehen und Rufen das Bild des ‚netten Mädchens von Nebenan‘ hervor.

Autor:in: M. Rudolph

Werbeplakat der Post Bank mit dem Titel "Passt.*"

Die Zockerin

Banken & Versicherungen
Werbeplakat der Post Bank mit dem Titel "Passt.*"
Werbeplakat der Post Bank mit Planimetrielinien mit dem Titel "Passt.*"

Auf dem Plakat der Postbank ist eine Frau zu sehen, die in einer Art tanzenden Bewegung an einem Flipper steht. Dies könnte darauf hinweisen, dass sie Spaß beim Spielen hat oder gerade ein Spiel gewonnen hat. Der Hintergrund des Bildes ist relativ unscharf, sodass man darauf schließen könnte, dass es sich um eine Szene in einer Bar handelt. Erst der Text macht die Betrachtenden darauf aufmerksam, dass es sich um ihren eigenen Flipper handelt. ‚Das Gefühl, am eigenen Flipper zu zocken‘.

Auffällig ist, dass die Frau bei einer Tätigkeit gezeigt wird, die eher Männern zugeordnet wird – das ‚Zocken‘. Dennoch wird durch ihr äußeres Erscheinungsbild ihre Weiblichkeit hervorgerufen, beispielsweise durch ihre Ohrringe und die langen offenen Haare. Auch die Körperhaltung der Frau ist typisch für die Darstellung von Weiblichkeit. Sie zeigt in ihrer tanzenden Bewegung eine ausgelassene Freude, die fast kindlich wirkt. In solchen ausgelassenen, emotionalen Zuständen werden Männer nur sehr selten gezeigt. Die geschlossenen Augen betonen zusätzlich, dass sie sich diesem emotionalen Moment hingibt. In dieser Werbung wird dementsprechend ‚das Gefühl‘, das auf textlicher Ebene angesprochen wird, durch die tanzenden Pose der Frau symbolisiert. `

Dieses Plakat zeigt, wie das andere Plakat der Postbank, ein eher untypisches, unkonventionelles Bild. Auf sprachlicher Ebene werden eher umgangssprachliche Worte genutzt wie das Hashtag ‚#diepasstbank‘ oder das Verb ‚zocken‘. Auf bildlicher Ebene wird eine Frau bei einer Aktivität gezeigt, die eher stereotyp männlich ist und zusätzlich ist sie fast die einzige Frau in den Werbungen der Banken und Versicherungen, die nicht dem dünnen Idealbild des weiblichen Körpers entspricht.

Autor:in: M. Rudolph

Werbeplakat der Postbank mit dem Titel "Passt.*"

Hauptrolle und Nebenrolle

Banken & Versicherungen
Werbeplakat der Postbank mit dem Titel "Passt.*"
Werbeplakat der Postbank mit Planimetrielinien mit dem Titel "Passt.*"

Das Plakat der Postbank zeigt eine Szene im Garten eines Hauses. Abgesehen von dem Mann ist der obere Hintergrund des Bildes unscharf fotografiert. Auf der rechten oberen Seite  ist ein Einfamilienhaus zu sehen. Auf der linken Seite ist ein Baum abgebildet, unter welchem auf einer Holzliege eine Frau in einem gelben Bikini mit einem Tuch über dem Kopf liegt. Man sieht ihren Körper nicht ganz, sondern erst ab der Mitte der Oberschenkel. Im Vordergrund des Bildes, beziehungsweise auf der unteren Hälfte des Bildes ist ein Pool abgebildet, in den ein Mann mit einer blauen Badehose springt. Seine Beine sind so angewinkelt, dass es so aussieht als würde er eine ‚Arschbombe‘ machen. Zunächst erinnert das Bild an eine Urlaubsszene, liest man den Text, wird aber klar, dass es sich um das Eigentum des Mannes handelt, der in den Pool springt, sozusagen die Verkörperung für ‚Das Gefühl, im eigenen Pool eine Arschbombe zu machen‘.

Die Darstellung von Mann und Frau geschieht auf dem Bild auf sehr unterschiedliche Weise. Der Unterschied wird besonders durch die Skizzierung der Aufteilung des Bildes ersichtlich. Die Frau ist mit einem kleinen Viereck umrandet, während der Mann mit einer größeren Ellipse umrandet wurde. Einerseits betont dies, dass der Mann sehr viel mehr Raum im Bild einnimmt. Andererseits zeigt es, dass die Frau in einer sehr passiven, statischen Position gezeigt wird und der Mann in einer aktiven, dynamischen.

Die Frau auf der Liege hat einen schlanken Körper, der dem aktuellen Schönheitsideal entspricht. Auf ihrem Kopf liegt ein Tuch, sodass ihr Gesicht nicht zu sehen ist. Dies hat die Wirkung, dass sie nicht als Person, sondern vielmehr als Objekt präsentiert wird, denn sie wird damit nur auf ihren Körper reduziert und damit sexualisiert. Der Mann hingegen hat einen eher kräftigen Körperbau. Bei ihm wird nicht seine Schönheit in den Fokus gerückt, sondern er wird in seiner Stärke gezeigt. An Armen und Waden sind Muskeln zu sehen und sein Gesicht ist wie zu einer Art Schrei verzogen. Diese Elemente betonen seine Männlichkeit, obwohl er eigentlich eine Aktivität durchführt, die eher von Kindern durchgeführt wird – die Arschbombe.

Der Werbetext spiegelt wider, dass es sich um den eigenen Pool  des Mannes handelt. So können die Betrachtenden leicht darauf schließen, dass auch das Haus und der Garten sein Eigentum sind. Dadurch dass das Gesicht der Frau verdeckt bleibt und sie nur auf ihren Körper reduziert wird, erscheint auch sie auf dem Bild als dem Mann gehörend.

Hier wird dementsprechend ein traditionelles Geschlechterverhältnis gezeichnet. Frau und Mann stehen sich in Aktivität und Passivität, sowie Statik und Dynamik konträr gegenüber. Auf diese Weise erfolgt auch hier die Unterordnung der Frau unter dem Mann. Dennoch versucht die Postbank mit ihrer eher umgangssprachlichen Ausdrucksweise zum Beispiel durch das Hashtag #diepasstbank oder auch das Wort ‚Arschbombe‘ auf textlicher Ebene ein modernes, nicht konventionelles oder traditionelles Bild zu zeichnen. Auch das Bild zeigt zum Beispiel durch die ‚Arschbombe‘, die der Mann durchführt, eine Situation, die man eventuell nicht auf einem Plakat mit einer Bankwerbung erwarten würde. Hierdurch kann leicht die Herstellung der Geschlechterklischees übersehen werden, die auf diesem Plakat zu finden sind.

Autor:in: M. Rudolph

Werbeplakat der PSD Bank mit dem "Titel

Ein Rockstar in der Freizeit

Banken & Versicherungen
Werbeplakat der PSD Bank mit dem "Titel
Werbeplakat der PSD Bank mit Planimetrielinien mit dem "Titel

Das Plakat der PSD Bank lässt sich grob in zwei Teile aufspalten, welche durch die gelben Vierecke hervorgehoben werden.

Auf der rechten Seite des Plakates wird ein Mann gezeigt, der in seiner Wohnung Luftgitarre spielt. Hierzu kniet er in einer typischen Rockstar Pose auf dem Boden. Mit weißer Farbe ist dem Mann eine E-Gitarre mit einem Verstärker in die Hände gezeichnet worden. Hinzu kommt die Frage – oben links – in der Ecke: ‚Endlich losrocken?‘. Die geschlossenen Augen des Mannes und die Zeichnung der E-Gitarre weisen darauf hin, dass der Mann eigentlich nur Luftgitarre spielt und die PSD Bank mit ihrem Angebot dem Mann die Möglichkeit geben könnte, sich diesen Traum zu erfüllen. Mit dem E-Gitarre spielen wird eine Aktivität gezeigt, die als stereotyp männlich bezeichnet werden kann. Frauen zum Beispiel würden eher in Verbindung mit einer Akustikgitarre gezeigt werden. E-Gitarren werden außerdem mit den Musikrichtungen Rock oder Metal verbunden, welche ebenfalls hauptsächlich in einem männlichen Kontext stehen.

Richtet man den Blick auf den linken Teil des Bildes, ist ein starker Kontrast zu erkennen. Abgebildet sind ein Flachbildfernseher, eine beleuchtete Statue, ein Regal mit einem Schallplattenspieler, Schallplatten und Büchern. Diese Gegenstände stehen im Gegensatz zu dem auf der rechten Seite gezeigten Bild eines Rockstars. Sie gelten als Symbol für ein gutes Einkommen, ein geordnetes Leben und eine hohe Bildung. Außerdem ist die Einrichtung sehr modern. Auf diese Weise wird also gezeigt, dass der Mann einer Erwerbsarbeit nachgeht, die ihm gewisse finanzielle Möglichkeiten bietet. Die angeschaltete Lampe und der Ausblick aus dem Fenster zeigen, dass es draußen bereits dunkel ist. Dies lässt die Vermutung zu, dass der Mann vor der Freizeitaktivität, bei der er gezeigt wird, bereits seiner Erwerbsarbeit nachgegangen ist.

Das Zusammenspiel der Elemente lässt das Stereotyp eines hart arbeitenden Mannes entstehen, der eine Auszeit von seinem Alltag benötigt. Hierzu wird die E-Gitarre und das Bild des Rockstars genutzt und damit wieder ein typisch männliches Bild gezeichnet.

Autor:in: M. Rudolph

Werbeplakat von Mercedes Benz mit dem Titel "Die neue C-Klasse".

Exotische Extravaganz als Statussymbol

Technik
Werbeplakat von Mercedes Benz mit dem Titel "Die neue C-Klasse".
Werbeplakat von Mercedes Benz mit Planimetrielinien mit dem Titel "Die neue C-Klasse".

Das Bild weckt Assoziationen wie Extravaganz, Auffälligkeit, Ruhe, Reichtum, Fremdheit und Exotik. Im Vordergrund steht ein männliches Model, das den einzigen Akteur darstellt und fast zentral positioniert ist. Hinter ihm befindet sich ein silbernes Auto, das einen großen Teil der unteren Bildhälfte einnimmt. Der Bildvordergrund wird durch einen künstlichen Horizont, dem oberen Treppenabsatz, von dem Hintergrund getrennt. Ein Teil des Vordergrundes, der Kopf des Models und der Baum, welchen er hält, reichen über diese Horizontlinie hinaus, doch werden durch einen hinter dem Auto platzierten Sichtschutz gut sichtbar vom Hintergrund abgehoben und so deutlich dem Vordergrund zugeordnet.

Zu sehen sind ein Mann und ein Auto, die in einem kleinen Zen-Garten aus geharktem Sand stehen. Im Hintergrund führen breite Treppenstufen zu einem hohen, roten Gebäude mit asiatisch anmutender Fassadenverzierung. Das Modell trägt einen weißen Anzug und darüber einen offenen, rot-weißen Morgenmantel. Er hält ein weißes Tuch in seiner linken und einen Bonsaibaum in seiner rechten Hand. Hinter ihm steht ein silbernes Auto mitten in den Kreisen des Zen-Gartens, darum herum sind einige weiße Vasen und weitere Bonsaibäume zu sehen. Vor den Treppenstufen steht eine weiße Papiersichtschutzwand. Das Bild wird von der Farbe Rot dominiert, die den gesamten Boden und das Gebäude einfärbt. Das Model ist ungefähr 30 Jahre alt und hat durch seine kurzen Haare eine typische Männerfrisur. Seine Gesichtshaut ist völlig glatt. Seine Gesichtszüge sowie der leblose Ausdruck erinnern an griechische Marmorstatuen. Bei seinem Outfit handelt es sich um männliche codierte Kleidungsstücke, die aufgrund ihrer Kombination ungewöhnlich und extravagant wirken. Das helle Weiß der Kleidung steht in starkem Kontrast zu den dunklen Rottönen seines Morgenmantels. Seine Haltung entspricht durch den auf einen Stein gestellten Fuß einem Ausdruck von männlicher Dominanz, doch er trägt den Baum und das Tuch wie ein Kellner. Dadurch verkörpert der Mann sowohl die Rolle eines Besitzers als auch die eines Dieners. Obwohl er den Zuschauer:innen entgegenblickt, lässt sein emotionsloser Blick keine erkennbare Interaktion zu. Auf diese Art gleicht das Modell einem leblosen Dekorationsobjekt, das man wie eine Statue zur Gestaltung in den Garten gestellt hat. Es ist nicht erkennbar, ob er der Besitzer des Wagens ist, oder ob er und das Auto als Deko in diesen Garten gestellt wurden. Das Bild vermittelt durch die Kleidung des Mannes, den Zen-Garten und das Gebäude einen Eindruck von Asien und wirkt durch die auffällige Farbe exotisch. Der Zen-Garten kann als ein Symbol der Ruhe und Gelassenheit interpretiert werden. Durch den starken Kontrast zu dem intensiven Rotton entsteht jedoch ein starker Kontrast, der das Bild lebendig wirken lässt.

Durch den Werbetext wird klar, dass es sich um eine Reklame für eine neue Modellreihe der Mittelklasse eines prestigeträchtigen Autoherstellers handelt. Der Besitz von Fahrzeugen dieses Herstellers wird oft als Statussymbol verstanden und darauf zielt die Werbung eindeutig ab. Obwohl es sich nicht um ein Oberklasse-Modell handelt, wird durch die Kombination aus auffälligen Farben und einer künstlichen Konstellation der Eindruck großer Extravaganz erzielt. Die Szene zeigt einen sehr speziellen Geschmack, und dieser bedeutet in der Regel, dass man sich von anderen abhebt und auch die finanziellen Mittel hat, sich diesen leisten zu können. So lässt sich die gezeigte Extravaganz mit Individualität und besonderer Exotik in Verbindung bringen, die wiederum schon für sich Statussymbole darstellen. Das männliche Model wird zu einer Dekoration stilisiert, durch welche die Extravaganz und auch der vermeintliche Reichtum des Besitzers oder der Besitzerin in besonderem Maße hervorgehoben werden. Den potenziellen Kund:innen soll so illustriert werden, dass es sich bei dem Fahrzeug um etwas Besonderes handelt und sie sich von anderen Menschen durch einen ganz speziellen Geschmack abheben können.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat von Mercedes Benz mit dem Titel "Das ist für eine neue Generation."

Grazile Eleganz als Verkaufsargument

Technik
Werbeplakat von Mercedes Benz mit dem Titel "Das ist für eine neue Generation."
Werbeplakat von Mercedes Benz mit Planimetrielinien mit dem Titel "Das ist für eine neue Generation."

Mit dem Bild lassen sich spontan Eleganz, Grazie, Schönheit, Leichtigkeit und Traum assoziieren. Im Vordergrund ist eine junge Frau mit asiatischem Aussehen abgebildet, etwas weiter im Hintergrund steht ein Personenkraftwagen. Beide Bildinhalte nehmen jeweils ihren ganz eigenen Ausschnitt des Fotos ein, doch der ausgestreckte Arm der Frau lässt sich mit dem Auto verbinden, sodass beides zusammen eine eigene Performance ergibt. Auf dem Foto zu sehen ist eine ungefähr 20- bis 30-jährige, asiatisch aussehende Frau, die in einer halb liegenden Position einen Arm leicht von sich streckt und ihren Zeigefinger nach oben richtet. Sie trägt ein beerenrotes Kleid, ihr Oberkörper ist den Zuschauer:innen zugewandt, doch ihr Gesicht ist nur im Profil zu sehen. Sie trägt einen Ohrring und hat die Haare streng zurückgebunden. Hinter ihr lässt sich die glatte, spiegelnde Fläche eines Salzsees erkennen, auf der ein Auto steht. Die Fahrtrichtung des Autos ist direkt der Frau zugewandt. Der Salzsee spiegelt den Himmel, der sich in sanften Rosa- und Blautönen zeigt.

Aufgrund der Perspektive der Aufnahme wirkt es so, als würde die Frau das Auto mit Leichtigkeit auf ihrem Finger balancieren. Sie selbst ist sehr feminin dargestellt. Ihr schlanker Körper trägt ein elegantes Kleid, welches eher zu einem abendlichen Empfang oder einem Geschäftsessen als zu einem Ausflug an einen Salzsee passt. Der sichtbare Teil ihres Beines ist glattrasiert und ebenmäßig, ebenso wie ihr makelloses Gesicht und ihre Halsregion. Ein graziler Ohrring dient als einziges Schmuckstück, ihre Hände und Nägel wirken sehr gepflegt und zart. In dem fein geschnittenen Gesicht sind durch Make-up die Wangen, Lippen und Augen betont. Ihre Haare sind streng zurückgebunden und machen so einen sehr ordentlichen Eindruck. Durch all diese Eigenschaften wird ein idealisiertes Bild von eleganter Weiblichkeit erzeugt. Dazu trägt auch die Geste mit dem leicht gestreckten Arm und den fast spielerisch bewegten Fingern bei. Ihr desinteressiert wirkender Blick geht ins Leere, scheint sich in der Aufnahmeperspektive aber auf das Auto zu richten. Obwohl sie posiert, greift sie nicht tatsächlich in ihre Umwelt ein oder vollbringt etwas, was sie passiv erscheinen lässt. Gleichzeitig wird durch die Perspektive der Eindruck erzeugt, dass sie tatsächlich einer Handlung nachgeht, nämlich dem Spiel mit dem Auto. Ihre Gesamtdarstellung schwankt zwischen einem passiv posierenden Dekorationsobjekt und einer aktiv manipulierenden übermenschlichen Gestalt, abhängig davon, wie man auf die Perspektive achtet. Zwischen ihr und dem Auto lässt sich abgesehen von der Konstellation kein sichtbarer Zusammenhang herstellen und es ist nicht klar, ob sie die Besitzerin oder möglicherweise die Verkäuferin verkörpern soll. Durch die farbliche Gestaltung des Bildes werden sowohl eine weibliche als auch eine männliche Codierung erzeugt und es erfolgt kein gezieltes Ansprechen einer einzelnen Geschlechtsgruppe.

Der Werbetext weist darauf hin, dass es sich um ein neues Automodell des Herstellers handelt und dieses an eine neue Generation gerichtet ist. Das Model stellt diese dar und verkörpert gleichzeitig durch ihr Aussehen eine besondere Eleganz und eine gewisse Exotik, mit der dadurch auch das Fahrzeug verbunden werden soll. Durch die besondere Kulisse und Farbgebung erhält das Plakat ein träumerisches Aussehen und die Frau eine Doppelrolle als passive, dekorierende Illustration und mythischer Symbolisierung einer fiktiven, schönen Gottheit.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat der LVM Versicherungen mit dem Slogan "Darum kümmert sich mein Vertrauensmann!"

Gelassenheit in der Not

Technik
Werbeplakat der LVM Versicherungen mit dem Slogan "Darum kümmert sich mein Vertrauensmann!"
Werbeplakat der LVM Versicherungen mit Planimetrielinien mit dem Slogan "Darum kümmert sich mein Vertrauensmann!"

Das Plakat vermittelt Eindrücke von Freundschaft, Freude, Gemeinsamkeit, Gelassenheit und Lockerheit. Besonders auffällig ist die Teilung des Fotos in zwei Hälften, was durch die farbige Beleuchtung des Raumes erzielt wird. Dadurch werden auch die zentral dargestellten Personen deutlich voneinander unterschieden, die einerseits eine Einheit bilden, andererseits aber auch in zwei unterschiedlichen Bildbereichen sitzen. Zu sehen ist ein Raum, dessen linke Hälfte mit pinkem Neonlicht bestrahlt wird, während die rechte Seite mit grünem Licht gestaltet ist. Der Boden des Raumes ist mit Wasser bedeckt, auf dem Schaum und einige Gegenstände treiben. Im Zentrum schwimmt mit leichter Neigung eine ausgelaufene Waschmaschine, auf der eine hellhäutige Frau und ein dunkelhäutiger Mann sitzen, beide vermutlich in ihren Zwanzigern. Der Mann hält ein Paddel in seinen Händen.

Beide abgebildete Personen wirken trotz der Überschwemmungssituation unbesorgt und lächeln den Zuschauer:innen entgegen. Die Bildhälfte, in welcher sich die Frau befindet, ist durch die pinke Beleuchtung stark weiblich codiert, während das grüne Licht auf der Seite des Mannes eine kühlere, als männlicher codierende Farbe aufweist. Beide Models sind schlank und entsprechen den aktuell herrschenden gesellschaftlichen Erwartungen: Sie hat lange Haare und eine durch Make-up betonte Augenpartie und Lippen sind. Er hat kurze Haare und leichten Bartwuchs. Die Kleidung der beiden Modells ähneln einander, denn beide tragen einen dicken Pullover, dreiviertellange Hosen und weiße Sportschuhe. Der Pullover der Frau ist grün und damit im Gegensatz zu der Raumbeleuchtung nicht mit einer als weiblich codierten Farbe in Verbindung zu setzen. Doch er ist auch detailreicher als der Pullover des Mannes, da er eine Bauchtasche, eine Kapuze und entsprechende Kapuzenbändchen hat, anders als der sehr schlichte, freundlich gelbe Pullover des männlichen Models. Seine ist an den Beinenden leicht zerknittert und wirkt dadurch gebrauchter.  Sein Lächeln ist offener und er scheint aktiver auf das Publikum zu schauen als die Frau. Der Eindruck verstärkt sich dadurch, dass er ein Paddel hält, welches er womöglich zur Fortbewegung in dem Wasser benutzt hat. Dadurch wird ihm zumindest eine teilweise Kontrolle über die Situation erlaubt. Das Kontrollieren der Umwelt ist eine Männern zugeordnete Eigenschaft und der Verlust dieser Kontrolle wird oft mit dem Verlust der Männlichkeit gleichgesetzt. Die Frau bewegt verspielt ihre Beine, macht darüber hinaus aber einen passiven Eindruck. Obwohl beide nicht direkt miteinander interagieren, berühren sich ihre Rücken, was auf ein Vertrauensverhältnis schließen lässt und persönliche Verbindung nahelegt.

Der Werbetext macht deutlich, dass es sich um die Anzeige eines Versicherungsunternehmens handelt. Es wird angegeben, dass sich der entsprechende Angestellte der Versicherung, dem beide Models vermutlich vertrauen, um die Sache kümmern wird. In diesem Kontext wird daher klar, dass sich beide Personen darum keine Sorgen um die Situation machen müssen. Da das Ziel einer Werbeanzeige in der Regel die Assoziation mit positiven Emotionen ist, wird auch die Überschwemmung stilistisch übertrieben inszeniert und soll keinen Grund zur Beunruhigung bieten. Beide Models sind angesichts des Unglücks sorglos und wirken abwartend, denn sie haben die Sicherheit, dass sich die Situation mit ihren negativen Auswirkungen einfach lösen lässt. Dennoch zeigt sich am Verhalten des Mannes mehr Aktivität als an der Frau, da er noch zu versuchen scheint, aus eigenem Antrieb etwas zu bewirken. Damit wird die Frau lediglich zu einer dekorativen Emotionsträgerin, während dem Mann eine angedeutete Aufgabe zugewiesen wird und er nicht komplett die Kontrolle über seine Umwelt verloren hat. Beide sitzen im selben Boot, werden ähnlich und doch unterschiedlich charakterisiert und verkörpern eine jugendliche Sorglosigkeit im Angesicht einer offensichtlich stark künstlich stilisierten Notsituation.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat des ADAC mit dem Titel "Mit dem ADAC sicher in den Urlaub auch in Corona-Zeiten."

Wohlbefinden durch Zusammenhalt

Technik
Werbeplakat des ADAC mit dem Titel "Mit dem ADAC sicher in den Urlaub auch in Corona-Zeiten."
Werbeplakat des ADAC mit Planimetrielinien mit dem Titel "Mit dem ADAC sicher in den Urlaub auch in Corona-Zeiten."

Zu dem Bild lassen sich spontane Assoziationen wie Urlaub, Gemeinsamkeit, Freude und Geborgenheit finden. Im Fokus stehen ein Mann und eine Frau, die gemeinsam eine Straße entlanglaufen und durch ihre Nähe zueinander wie ein einziges Bildelement wirken. Ein weiterer interessanter Bildinhalt ist der Autotransporter, der im Hintergrund auf der Straße steht und scheinbar keinen Zusammenhang mit den zwei Personen aufweist.

Die dargestellte Szene findet in einer toskanisch kodierten Landschaft bei schönem Wetter statt. Zwei ungefähr 30 Jahre alte Models gehen eine Straße entlang, die bis auf den LKW im Hintergrund leer ist. Die Seiten sind von grüner Wiese und Zypressen gesäumt, im fernen Hintergrund ist schwach ein Meer oder See zu erkennen. Besonders die Interaktion zwischen den beiden Menschen steht im Zentrum der Abbildung. Da es sich um einen Mann und eine Frau ungefähr gleichen Alters handelt, die engen Körperkontakt zueinander halten, kann man davon ausgehen, dass eine Paarbeziehung inszeniert werden soll. Die Kleidungsfarbe beider Personen ist männlich codiert, doch der Stil der Kleidung unterscheidet sich voneinander. Die Frau trägt kurze Hosen, welche die glatten Beine betonen. Ihr Oberteil ist locker in die Hose gesteckt und wirkt dadurch verspielt und lässig. Zudem trägt sie einen Gürtel, der durch seinen geflochtenen Stil weiblich wirkt und scheinbar nur als Zierde dient. Die Kleidung des Mannes wirkt schlichter und unkomplizierter. Bis auf eine Armbanduhr sind keine Verzierungen zu erkennen, seine Beine werden nicht betont und er trägt sein T-Shirt ohne Besonderheiten.

Das weibliche Modell stellt den idealisierten weiblichen Part einer Beziehung dar: Sie ist jung, schlank, trägt die langen Haare zu einem lässigen Knoten gebunden und ihr freundliches Lächeln gilt ganz ihrem Partner. Obwohl sie fast genauso groß ist wie er, wirkt das männliche Modell in einer überlegenen Position. Sein rechter Arm ist um ihre Schultern geschlungen und er scheint sie sanft vorwärts zu schieben oder von dem Hintergrund abzugrenzen. Seine Schritte sind ausgreifender und er strebt sichtlich stärker nach vorn. Auch sein Blick gilt nicht der Partnerin, sondern ist in die Ferne vor ihm gerichtet, wodurch ein Eindruck von Zielstrebigkeit erzeugt wird. Durch seine Haltung und Armposition scheint es so, als habe er die Umgebung und auch seine Begleiterin unter Kontrolle, während es ihr überlassen bleibt, ihn dafür zu bewundern. Das Lächeln beider Personen zeigt deutlich, dass sie mit dieser Situation sehr zufrieden sind.

Durch den Werbetext wird ein Bezug zu dem Autotransporter im Hintergrund hergestellt. Es wird aber auch der Kontext deutlich, in welchem die Abbildung verortet ist. Es werden Versicherungen beworben, die dafür sorgen sollen, dass die Kund:innen unbeschwert ihren Urlaub genießen können. Illustriert wird das durch die gut erkennbare Urlaubslandschaft, die idealisiert sauber, leer und mit schönem Wetter inszeniert wird. Der Text spricht auch die Pandemiesituation an und drückt aus, dass diese aufgrund einer entsprechenden Versicherung kein Grund zur Sorge ist. Diese Sorglosigkeit wird durch das Paar illustriert. Beide können unbesorgt und unbeschwert ihre Freizeit genießen; es scheint, als wäre der Mann sogar regelrecht stolz auf sich und habe alle Dinge im Griff. Dazu gehören die potenzielle Versicherung, der Weg vor sich und der Weg hinter sich, von dem er die Frau durch seine Umarmung abschirmt.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat von Bauhaus mit dem Titel "Jetzt Gartenverkauf für ALLE Kunden geöffnet!"

Angeberei und Ausgelassenheit im Sommer

Technik
Werbeplakat von Bauhaus mit dem Titel "Jetzt Gartenverkauf für ALLE Kunden geöffnet!"
Werbeplakat von Bauhaus mit Planimetrielinien mit dem Titel "Jetzt Gartenverkauf für ALLE Kunden geöffnet!"

Mit dem Plakat lassen sich Eindrücke von Spaß, Vergnügen, Tanz und Bewegung, Sommer, Leichtigkeit und Losgelöstheit verbinden. Es besteht aus zwei verschiedenen Bildern, die nebeneinander abgedruckt sind. Auf beiden Fotos steht jeweils eine Person fast zentral im Fokus der Aufmerksamkeit. Alle Models sind schätzungsweise zwischen 20 und 30 Jahren alt. Der Mann trägt nur eine Badehose und surft auf seinem Surfboard durch einen Swimmingpool mit aufgewirbeltem Wasser. Er ist sportlich und muskulös gebaut. Im Hintergrund steht eine schlanke Frau in einem Sommerkleid, filmt ihn mit ihrem Smartphone und scheint ihn anzufeuern. Auf dem rechten Bild tanzt eine Frau mit etwas kräftiger Figur vor einem Grill. Sie trägt Kopfhörer um den Hals, ein Hawaii-Hemd und hat die Augen geschlossen, während sie mit einer Hand den Grill bedient.

Beide Fotos vermitteln die Idealvorstellung eines Urlaubsgefühls. Die Frau auf dem linken Bild hat hauptsächlich die Rolle eines Cheerleaders inne, die den Sportler anfeuert. In ihrer Darstellung entspricht sie der typischen Charakterisierung weiblicher Werbemodels, mit langen Haaren, gut sichtbaren glatten Beinen und der Selbstberührung durch ihre eigene Hand am Gesicht. Obwohl sie begeistert zu sein scheint, bleibt ihre Pose noch feminin zurückhaltend.

Der Surfer im Vordergrund hingegen präsentiert sich ganz der Kamera. Sein aktives, sportliches Verhalten und der athletische Körperbau entsprechen idealisierten männlichen Werten. Seine Beine sind unrasiert, wodurch sich vor allem im Vergleich zu der Frau im Hintergrund ein Kontrast im Schönheitsideal für Männer und Frauen zeigt. Er hat kurze Haare. Seine Badehose und das Surfbrett entsprechen Farben, die männlich codiert sind. Dadurch, dass sein halbnackter Körper direkt dem Publikum präsentiert wird, erfährt er eine Objektifizierung. Da er durch seinen herausfordernden, angeberischen Blick direkt mit dem Publikum interagiert, ist er jedoch nicht passiv, sondern sich der Aufmerksamkeit bewusst und scheint diese sogar zu erwünschen.

Im Gegensatz dazu verhält es sich bei der Frau auf dem rechten Bild. Sie scheint sich des Werbepublikums überhaupt nicht bewusst zu sein. Ihr Gesicht blickt in Richtung des Surfers, obwohl sich beide nicht im selben Umfeld befinden. Sie konzentriert sich ganz auf sich selbst und die vermeintliche Musik, die aus ihren Kopfhörern kommt. In dieser Pose ließe sie sich in einem Club oder auf einer Party am Mischpult verorten.

Abgesehen von den langen Haaren und den feinen Gesichtszügen entspricht sie nicht den typisch weiblichen Darstellungsweisen. Die Farbe ihrer Kleidung ist männlich codiert, was allerdings durch die Blüten etwas neutralisiert wird. Ihre lässige Frisur lässt darauf schließen, dass sie keinen Wert auf ihr Aussehen gelegt hat. Sie scheint im Hier und Jetzt für sich zu leben – anders als dem Surfer, dem die Bestätigung von Außenstehenden wichtig ist. Bei der Tätigkeit am Grill handelt es sich um eine oft als maskulin inszenierte Aufgabe, die hier aber von einem weiblichen Modellausgeführt wird, welche dafür nicht auffällig feminin inszeniert ist. Während der Mann im linken Bild das Wasser aufwirbelt, steigt auf der rechten Seite noch nicht einmal Rauch auf und die Situation wirkt sauber und stellt viel weniger Action zur Schau.

Der Werbetext weist auf die Öffnung des Gartenverkaufes für alle Kund:innen hin und deutet verschiedene Einkaufsmöglichkeiten an. Die möglichen Angebote werden durch die Fotos illustriert und gleichzeitig wird die Freude an dem eigenen Garten in den Vordergrund gerückt. Die Personen beider Bilder scheinen in ihrer Handlung besser in andere Situationen zu passen: Die anfeuernde Frau zu einer Sportveranstaltung, der surfende Mann ans Meer und die grillende Frau auf eine Party an das Mischpult. Damit wird die Vielfalt der eigenen Gartengestaltung repräsentiert. Der aktivste Part bleibt dem männlichen Model vorbehalten, die Frau im Hintergrund dient nur zu seinem Ansporn. Auf der rechten Seite wird eine Frau dargestellt, die kaum den typischen Werbedarstellungen von Weiblichkeit entspricht und unbeschwerte Lockerheit verbildlicht. Zwar wird der Mann geschlechtsspezifisch als jugendlicher Angeber inszeniert, doch die andere Plakathälfte zeigt ein Bild, das sich von klischeehaften Darstellungsweisen zu einem großen Teil löst.

Autor:in: S. Schulze

Werbeplakat von Bauhaus mit dem Titel "Zuhause fühlen wie noch nie!"

Im Garten zwischen Modenschau und Spöttelei

Technik
Werbeplakat von Bauhaus mit dem Titel "Zuhause fühlen wie noch nie!"
Werbeplakat von Bauhaus mit Planimetrielinien mit dem Titel "Zuhause fühlen wie noch nie!"

Das Plakat lässt sich mit Gedanken an Freude, Spaß, Albernheit, Sommer und Natur in Verbindung bringen. Es setzt sich aus zwei Teilbildern zusammen. In jedem der beiden Bilder steht jeweils das Model im Mittelpunkt. Auf dem linken Bild ist eine junge Frau zu sehen, die vor in Töpfen eingepflanzten Zypressen posiert und sich dabei selbst fotografiert. Ihr helles, gelbes Oberteil hebt sich von den dunklen Bäumen ab und die Farbe findet sich in einer Blüte wieder, die nah vor der Linse der Werbekamera herabhängt und dadurch aussieht, als gehöre sie zu der Kleidung der Frau. Auf der rechten Seite steht ein Mann mittleren Alters in einem grünen, gepflegten Garten, dert zwei Gartenschläuche in seinen Händen hält. Er trägt ein schmutzig wirkendes Hemd und schaut den Zuschauer:innen entgegen, während er das Gesicht zu einer amüsierten Grimasse verzieht.

Vor allem das weibliche Modell wirkt vor den hohen Topfpflanzen und hinter der riesig erscheinenden Blüte so, als sei sie einem Märchen entsprungen. Zu dieser feenhaften Szenerie gehört auch ihre Darstellung in Anlehnung an klassische weibliche Schönheitsideale. Sie ist jung, schlank und ihre Haut ist ebenmäßig und glatt. Ihre langen Haare sind zu einem Zopf geflochten, ihre Kleidung wirkt durch die Verzierungen verspielt und jugendlich. Ihre in die Hüfte gestemmte Hand entspricht einer Selbstberührung, wie sie bei der Darstellung weiblicher Models in Werbungen häufig genutzt wird. Die Blume lässt ihr Outfit wie ein Kleid aussehen Ihr Aussehen ist der zentrale Bildinhalt, den sie auch selbst mit ihrem Handy festhält. Ihre Kleidung ist völlig sauber und macht nicht den Eindruck, als hätte sie Gartenarbeit ausgeführt oder würde dies planen.

Davon unterscheidet sich das Modell auf der rechten Bildseite. Sein Hemd ist leicht geknittert und hat schwach erkennbare Schmutzflecken, die darauf hinweisen, dass er im Garten schon seit einiger Zeit beschäftigt ist. Der Strohhut wirkt nicht ganz ernstgemeint, bietet aber gleichzeitig einen praktischen Sonnenschutz. Ebenso praktisch ist der Gürtel, den er an seiner Hose trägt und der Halterungen für die Schläuche bietet. Der Mann ist nicht mit seinem Smartphone und seinem Aussehen beschäftigt, sondern kümmert sich offensichtlich um den Garten, hat dabei aber auch sehr viel Spaß. Er scheint sich selbst nicht ernst zu nehmen, wie sich nicht nur an dem Hut, sondern auch an seiner herausfordernden Grimasse zeigt. Obwohl das mittlere Alter von Männern häufig mit Erfahrung und Professionalität verknüpft wird, zeigt er sich jugendlich verspielt. Seine schlanke Figur und die breiten Arme lassen darauf schließen, dass er körperlich aktiv ist. Dadurch verkörpert er auch die gesellschaftlich relevante Zuschreibung männlicher Stärke. Seine Kleidung ist farblich ebenfalls maskulin codiert. Seine kurzen Haare und Bartstoppeln entsprechen typischen Darstellungsmustern des männlichen Geschlechts.

Die Gartenschläuche verwendet er spielerisch als Waffenersatz und droht scherzhaft den Zuschauer:innen. Es wirkt, als wolle er diese herausfordern. Diese Darstellung als immer bereit für den körperlichen Wettkampf ist ebenfalls ein Muster der Inszenierung von Männlichkeit.

Der Werbetext auf dem Plakat deutet darauf hin, dass es sich bei den gezeigten Gärten um das eigene Zuhause handelt, in welchem sich die Bewohner:innen besonders wohl fühlen. Beide Szenen auf den Bildern finden in einem solchen Garten statt, doch sie stehen in starkem Kontrast zueinander. Das weibliche Modell legt ganz nach weiblichem Klischee viel Wert auf ihr Aussehen und nutzt den Garten als Hintergrund für ihre Selbstdarstellung, bei welcher sie ihre modisch wirkende Kleidung zur Schau stellt. Ihre Rolle ist die eines Dekorationsobjektes, zu dem sie sich auch selbst macht. Das männliche Modell hingegen führt offensichtlich Gartenarbeiten aus, doch er nimmt sich dabei nicht ernst. Seine Charakterisierung schwankt zwischen Männlichkeit und jungenhafter, provokanter Verspieltheit. Obwohl er körperlich aktive Arbeit ausführt, scheint er noch eine weitere Herausforderung zu suchen.

Autor:in: S. Schulze